Kammermusikverein Weimar e.V.

Liebe Kammermusikfreunde,

Als ich vor mehr als zwanzig Jahren nach Weimar kam, konnte ich das Glück dieser Berufung kaum fassen. Weimar, in der Hausapotheke meiner Ideen und Begriffe ein nahezu heiliger Akkord, sollte mein Wohnort werden? Tatsächlich welkte dieser „Knabenmorgenblütentraum“ rasch dahin. Die Bewohner der Stadt leckten Blut, wenn ich sie arglos als Weimaraner ansprach, und nannten ihre Stadt Weimoh. Die Stadtführer verhökerten den genius loci, als sei er eine kommunale Tourismus-Idee. Was rettete meine Weimar-Freude? Zur eigenen Überraschung war es die Musik. Alle Entzauberung, die mein Ideal erlitt, glich diese Erfahrung aus: Weimar ist eine Musikstadt! Ich lernte das Musikgymnasium kennen, dann die Hochschule, erlebte die Staatskapelle bei unvergleichlichen Höhepunkten ihres Könnens. Und eines Tages saßen „die Klenkes“ in meinem Büro im Schloss. Mit heiterem Selbstbewusstsein legten sie mir ihr Konzept dar: eine neue Konzertreihe hier in Weimar, Auftakt sollte sie heißen, – und dann in alle Welt. Die Säle der Stiftung würden den genius huius loci dieser vier Musikerinnen authentisch verbürgen, gemäß dem Dictum Goethes: es gehen von Weimar „die Tore und Straßen nach allen Enden der Welt“. Das erste Konzert des neuen Formats fand am 27. April 2003 im Goethe-Nationalmuseum statt. Und natürlich begannen sie mit Mozarts herrlichem d-Moll-Quartett. Freuen wir uns auf das – fast schon jubiläumsträchtige – Programm der, bittschön: coronafreien, Saison 2022/23!

Ihr Hellmut Seemann, Präsident a.D. der Klassik Stiftung Weimar